Donnerstag, 5. Juli 2018

Tag 7 - 22/06/2018: Die Höhlenstadt Wardsia

Am siebten Tag ging es, zumindest für mich, zu einem der absoluten Highlights der gesamten Tour - auf in DIE Höhlenstadt Georgiens Wardsia (englisch Vardzia;  georgisch ვარძია (hoffentlich richtig kopiert), oftmals in den Reiseführern auch als Höhlenkloster bezeichnet, denn ein Teil dieser Anlage wird auch heute noch von Mönchen als Kloster benutzt.

Auf der Fahrt dahin hielten wir aber erst noch kurz an der Rabati Festung im Ort und sahen uns für gut 20 Minuten um, da wir aber am Abend, wie ich mir sicher war, noch Zeit haben würden, vertrödelte ich eher die Zeit. 

Dann ging es weiter durch zauberhafte Landschaften (mir gehen langsam die superlativen Adjektive aus, der Synonymbereich auf duden.de ist gerade mein bester neuer Freund...) zur Khertvisi Festung, die angeblich eine der ältesten Festungen Georgiens ist und aus dem 2. Jahrhundert a.c. stammen soll. 

Die Festung hatte noch nicht geöffnet als wir dort ankamen, aber auch von außen wirkte sie sehr stattlich wie sie da oben auf dem Felsen ruht.
Wir hatten einige Minuten und spazierten den Weg zu ihr hoch und so direkt vor ihr zu stehen wirkte gleich noch imposanter. 

Aber dann war es endlich Zeit, nach Vardzia zu fahren.

Schon von weitem aus sieht man Löcher in dem Felsen vor uns liegend, die, wenn man näher kommt, sich als Höhlen mit davor gelagerten Terrassen und Balkonen offenbaren. 
Bei einem Fotostopp auf der anderen Seite des Flusses kann man dann schon einmal die Ausmaße der gesamten Anlage aufnehmen, die sich über mehrere Etagen fast die ganze Felswand über dem begrünten Bereich hoch hinauf erstreckt, bevor man dann noch einige Meter zum Parkplatz am Eingang weiterfährt. 

Um dann zu den Höhlen selbst zu kommen, hat man die Wahl entweder zu Fuß oder mit einem Shuttlebus hochzufahren. 

Die Schlange für diesen war sehr lang, also liefen wir das Stück hoch, was bei der prallen Sonne, die wir hatten, wenn auch so nicht auf den Fotos erkennbar, für entsprechende Anstrengung sorgte, wenn der Weg auch gut asphaltiert ist, somit auch für Menschen geeignet ist, die gerne über die eigenen Füße fallen - so wie ich. 

Die Gründung dieser Stadt wird dem König Giorgi III. und seiner Tochter Tamar wesentlich zugeschrieben, wobei Teile wohl noch älter sind. 

Mönche lebten hier wohl schon immer, die Stadt war aber auch Schutz für den Pöbel, wenn Gefahr drohte - sie bot diesen auch viele Jahrhunderte den Bewohnern, bis die Stadt im 16. Jahrhundert doch eingenommen werden konnte, nachdem die osmanischen Invasoren durch Verrat von den Geheimgängen erfahren hatten. 

Im 13. Jahrhundert sorgte dann auch noch ein Erdbeben dafür, dass viele Höhlen, Gänge und Säle verschüttet worden sind, doch seit dem letzten Jahrhundert wurden bereits viele in langwierigen Phasen freigelegt. 

Aktuell sind wohl rund 800 Räume bekannt, wenn der allgemeine Tourist auch eher nur einen Bruchteil dieser sieht, wenn er dem offiziellen Pfad folgt
Der reicht aber auch an sich, denn mit den Eindrücken wird man, ich zumindest, schon erschlagen.  
Andererseits hätte ich als eher nach innen gekehrte Person aber auch gerne eine oder zwei Stunden mich allein durch die Gänge treiben lassen.

Es ist einfach atemberaubend zu sehen, was die Menschen damals geschaffen haben, selbst an Wasser und Frischluftversorgung innerhalb der Gewölbe haben sie gedacht und Pläne dafür gehabt. 
Jede Höhle wirkte individuell, wie z.B. die Apotheke, die es auch in dieser Stadt gab.

Die Kirche innerhalb der Anlage hat detailreiche Fresken, die leider bei einem Feuer vor einigen Jahren zum Teil zerstört worden sind, aber das, was wieder hergestellt und sauber gemacht werden konnte, ist eindrucksvoll, vor allem die von Tamar und ihrem Vater Giorgi III.

Diese ist wohl zwischen 1184 - 86 entstanden, was aus der Darstellung Tamars als unverheiratete Frau abzuleiten ist - es ist wohl auch die einzige Abbildung von ihr in Georgien.

Hinter der Kirche gibt es einen kleinen Gang zu einem Raum, den Giorgi einschlug und wir ihm wie fast immer folgten, in dem es in einer Ecke ein Loch halb in der Wand und halb in der Decke gab, und eine kleine Holztreppe mit drei Stufen führte dort hinauf. 

Hier darf man nicht an Klaustrophobie leiden, die Stufen in dem folgenden Felstunnel sind alle ungleichmäßig, die Luft abgestanden und die Wände links und rechts sehr nah ohne oftmals die Möglichkeit sich festzuhalten, wenn eine etwas höhere Stufe kam, auch die Deckenhöhe ist nichts für große Menschen und selbst ich mit meinen 1,73m konnte überwiegend nicht aufrecht gehen; der eine oder andere unserer Gruppe hat sich auch gestoßen.

Ebenso nichts für Klaustrophobiker war der letzte Teil des Rundwegs, wo wir etliche Treppen durch Tunnel, die teilweise wieder sehr eng, sehr steil und sehr niedrig waren, an einigen Stellen gibt es nicht einmal Tageslicht und man muss erfühlen, wo die nächste Stufe ist (oder man hat wieder diesen fantastischen Reiseleiter 😊, der einem hilft, weil frau direkt hinter ihm ist - "mein" Held 😇) Hätte es kein Geländer gegeben, würde man sich schnell mal auf die Nase legen können. 

Während diese Anlage viel besser als Uplistsikhe erhalten ist, kann man nur hoffen, dass in Zukunft die Höhlen besser geschützt werden, denn da Touristen wieder ohne großen Abstand bzw. gar keinem durch die Gänge streifen durften, kommt das dem Erhalt nicht zugute - und manche Gruppen haben sich schon etwas daneben benommen wie ich beobachten konnte.
Warum diese Anlage noch kein UNESCO Weltkulturerbe ist, erschließt sich mir auch nicht, aber die Auswahl ist oftmals eh merkwürdig.

Nach diesem  mitreißenden Besuch ging es zu Valodias Cottages für das Mittagessen - eine sehr gepflegte Anlage am Fluss, wo man auch übernachten kann, wir saßen an einem langen Tisch auf Holzbänken unter einem Holzdach und bekamen wieder einmal ein sehr gutes Essen serviert - wenn man es denn schaffte, seine Forelle von den langen Spießen zu bekommen, wenn man denn Fisch isst ;-), wobei auch der Rest einfach nur lecker war - mir fehlen einige der Speisen jetzt schon eine gute Woche nach Ende der Reise.

Danach ging es dann schon wieder zurück nach Akhaltsikhe, wo ich mir die Festung noch einmal im Detail ansah und auch einige der Türme bestieg und die Aussicht genoss.

Nach dem Abendessen waren fast alle unserer Reisegruppe auch noch mal für Drinks dort - exzellente recht große Pina Colada ohne Dekoschnickschnack für ganze 10 GEL in meinem Fall - der Ort ist definitiv eine sehr schöne Kulisse bei Dunkelheit mit der beleuchteten Festung. 
So ließ sich der Tag sehr relaxed beenden.

Rabati Festung

















Khertvisi Festung








surreale Gebirgsfelsen



schon von weiten erkennt man die Höhlen im Felsen

Vardzia von anderem Flußufer





Aufstieg zu den Höhlen










Fresken par excellence - König Giorgi III. und Tamar






schmale steile Treppe - und ja, die sind wir hoch.....puh.


schmale steile Treppe - und ja, die sind wir hinunter.....puh.



dahinter ist das noch immer genutzte Kloster








Mittagessen


zurück in Akhaltsikhe






Noch einmal in der Rabati Festung unterwegs










Leckere Pina Colada nach all dem Wein in den Vortagen

Festung bei Nacht