Bereits um kurz nach sechs wachte ich schon wieder auf, ich schlief schon seit Tagen schlecht.
Durch die geschlossenen Vorhänge und das offene Fenster hörte ich den Wind kräftig pfeifen und ich war verunsichert. Sollte das Wetter doch so mies geblieben sein?
Nervös öffnete ich den Vorhang und der Anblick verschlug mir den Atem - ein strahlend blauer Himmel, ganz klare Sicht auf den Kasbek, der durch die aufgehende Sonne aussah, als ob er in Flammen stehen würde. Was für eine Aussicht! Ich kam aus dem Staunen nicht heraus und verbrachte gut die nächste Stunde mit Bewundern und Fotos machen.
Ich machte mich dann fertig und ging zum Frühstück, wobei mir einfiel, dass ich mich noch nicht entschieden hatte, was ich am nächsten Tag machen wollte bzw. ob entweder ins Juta oder ins Truso Valley.
Im Netz hatte ich die Website der >> Mountain Freaks gefunden, wo man mit einem 4x4 Shuttle zu diesen beiden Zielen für einen Tagesausflug gebracht werden konnte und ich wollte das im Voraus buchen.
Bilder von Juta waren der Hammer, aber ich nicht wusste, was für Höhenmeter man da überwinden musste, Google lieferte unterschiedlichste Infos, und Truso versprach eine flache Talwanderung, Mountain Freaks Website sprach von einem der schönsten Valleys Georgiens, ich überlegte hin und her und als ich einfach zu keiner Entscheidung kam, zwang ich mich dazu, meine noch immer bestehende emotionale Verletzung zu ignorieren und fragte bei der einzigen Person nach, die mir einfiel, die mir entsprechend helfen konnte.
Gegen neun machte ich mich dann auf den Weg, erst zu dem Office der Mountain Freaks einige Meter vom Hotel entfernt.
Kurz bevor ich dort ankam, bekam ich dann sogar eine freundliche Antwort auf meine Nachfrage, dass ich Juta besuchen sollte mit ner Tour Empfehlung; ich muss gestehen, ich hatte nicht damit gerechnet.
Gesagt, getan, ab ins Office meinen Wunsch geäußert, beide Abfahrten waren noch frei, ich wählte die erste um 09:30 (es gibt noch eine weitere um 11:00 in den Hochsommermonaten, beide Touren geben einem knapp sechs Stunden am Ziel) und bezahlte meine 30 Lari.
Dann war es endlich Zeit, zur Gergeti Dreifaltigkeitskirche hinaufzuwandern.
Nachdem ich Kasbegi gebucht hatte, war das eines meiner Wünsche gewesen, im Juni hatte ich noch gekniffen, ich fühlte mich einfach nicht fit genug, doch heute lief ich hoch.
Ich hatte mir wieder auf Google und Wikivoyage Infos eingeholt (mehr Info zu den Wegen zur Kirche u.a. >> hier zu lesen), welche Wege es geben würde und wählte den wohl einfachsten Weg mit den wenigsten steilen Abschnitten entlang eines Baches für den Aufstieg, der sich als absolut herrlicher Weg entschied. Parallel zum Bach war es einfach nur entzückend mit der Pflanzenwelt, dem Wasserrauschen und dem Summen der Insekten.
Kein anderer Tourist nutzte den, zumindest war ich die ganze Zeit komplett allein unterwegs, entweder gingen die anderen die etwas steilere Alternative etwas über meinem Weg, die ganz steile Variante oder eine, die teilweise entlang der Straße ging mit einem Treppenaufstieg, den die anderen im Juni genommen hatten. Das verstehe einer, warum. Vielleicht damals das Wetter?
Mein Weg war jedenfalls die für mich richtige Entscheidung gewesen, er dauerte auch nicht viel länger als die anderen. Den ganzen Aufstieg ab Ortszentrum hatte ich in weniger als 75 Minuten geschafft.
Am Ende kurz vor Ziel verliert sich der Weg zwar ein bisschen und man muss die plattgetretenen Pfade auf Gras ein bisschen suchen, aber durch das Gras ist der Weg auch schonend für die Gelenke, keine rutschigen nackten Felse und Steine und keine Kletteraktionen durch weggeschwommenes Gestein. Einfach herrlich.
Besonders schön wurde es, als die Spitze des Kasbek am Horizont auftauchte, als man um eine Ecke big, wenn es sich rund um den Kasbek auch etwas zuzog und als ich oben war, eine kurze Pause machte, um dann noch ein Stückchen gen Gletscher zu laufen, wenn ganz sicher auch nicht bis dahin, wurden es immer mehr Wolken auf dem Berg und als ich langsam in die Wolken gerat, kehrte ich um - 800 Höhenmeter zu überwinden waren aber eine absolut stolze Leistung für mich nach allem, was in den letzten Monaten gewesen war.
Zurück an der Kirche, wo es noch sonnig war, umrundete ich die Kirche, ging allerdings nicht rein. Besichtigt hatte ich sie ja schon im Juni und es war mir auch einfach zu voll.
Ich stieg dann wieder hinab in den Ort, nahm aber die etwas steilere Strecke, da ich dachte, dass ich vielleicht etwas schneller wäre, was aber nicht der Fall war. Einige Stellen waren sehr unangenehm und ich sehnte mich zu meinem Bachweg zurück.
Wieder in Kasbegi lief ich erst noch ein Stückchen entlang der Straße gen Dariali Schlucht, nicht zu weit, denn es war mir einfach zu viel Straßenverkehr, doch ich hatte einige Stellen gefunden, von wo man noch einen schönen Ausblick auf die umliegenden Berge hatte.
Am späten Nachmittag ging es nach einer kurzen Erholung im Hotel noch gen Rooms Hotel etwas den Berg hinauf. Der Kasbek war zwar inzwischen fast wieder komplett in den Wolken, aber ich hätte gerne in dem Hotel was zu Abend gegessen, nur leider war auf der Terrasse nicht ein einziger freier Platz zu finden und für im Restaurant ohne Ausblick zu essen, war's mir dann doch zu teuer.
Ich kehrte ins Ortszentrum zurück und erinnerte mich an das Cafe Awtobus, das wirklich in einem ausgemusterten Autobus war - total cool und somit gab es statt Khachapuri und georgischen Salat o.ä. einen guten Cappuccino und einen tolles Stück Kuchen namens Opium mit Kirschfüllung und Baiser. Nach dem heutigen Tag hatte ich mir das verdient!
Der Kasbek in Flammen |
Eine knappe Stunde später |
Im Dorf Gergeti |
Diesem Bach bin ich gefolgt |
Wehrturm |
Kasbek in Wolken |
Blick hinab zur Kirche |
Blick ins Tal von der Kirche |
Hier trennen sich zwei mögliche Wege hinauf (Beim Abstieg fotografiert) - der linke ist der schönere und weniger steile |
Kasbek in Wolken vom Rooms Hotel |
Café Awtobus |
Guter Cappuccino, sauleckerer Kuchen |