Sonntag, 2. September 2018

Tag 2 - 22. Aug 2018: Tagesausflug nach David Gareja

Es war der eine Tagesausflug von Tbilisi aus, den ich wirklich machen wollte. 
Leider wurde er mir etwas ruiniert, denn wenn man am frühen Morgen schmerzhaft realisieren muss, dass man einen Menschen, den man mag, auch kurzzeitig für ihn geschwärmt hatte, und einfach nur freundlich und aufmerksam sein wollte, eigentlich nur nervt, sch**egal ist und der Mensch sich offenbar verpflichtet gefühlt hatte, nett sein zu müssen, war das einfach nur verletzend, wenn ich im Laufe des Tages auch entschied, dass ich versuchen musste, ebenso zu agieren, auch wenn das komplett konträr meiner Natur ist, denn mich interessiert der Mensch per se. 
Nichtsdestotrotz versuchte ich den Ausflug zu genießen. 

Ich nahm dafür den "Gareji Line" Shuttle, der für ganze 25 GEL einen Vormittags um 11 Uhr in einem Minibus ab dem Pushkin Square nach David Gareja fährt. 
In unserem Fall waren es sogar drei (recht unbequeme ältere) Minibusse, wobei ich einen Einzelplatz hatte und mich somit zumindest ausstrecken konnte, fast 60 Leute, von den Nationalitäten kunterbunt gemischt, andere Deutsche, Franzosen, Japaner, Araber, US Amerikaner usw. wollten an diesem heißen, sonnigen Tag den Ausflug wagen. Ich unterhielt mich besonders nett mit zwei deutschen Mädels, denen ich noch mit etlichen Tips, wie nach Swanetien kommen usw., weiterhelfen konnte, und einem Typen aus Chile, der schon seit Monaten durch die Welt reiste.
Die Hinfahrt dauerte etwas über 2 1/2 Stunden mit zwei kurzen Stops, einmal für eine Erfrischungspause, einen weiteren für Fotos über die beeindruckende Steppenlandschaft wenige Kilometer vor dem Kloster. 
Es war eine spannende Fahrt, vor allem als wir von der Hauptstraße hinunterfuhren, erst noch auf einer befestigten Straße unterwegs, bald dann auf eine Schotterstraße mit gefühlt immer größer werdenden Schlaglöchern. Die Landschaft änderte sich hin zu dieser Steppenlandschaft, kurz vor David Gareja kamen rot marmorierte Berge hinzu - wie unwirklich die Landschaft doch wirkte! 

Kurz nach 13:30 erreichten wir dann endlich David Gareja und ich machte mich, ausgestattet mit einer kleinen Karte, die wir noch in Tbilisi bekommen hatten, an den steilen, felsigen Aufstieg gen Udabno Höhlen und ich war froh, dass ich dieses Mal meine Wanderschuhe und nicht nur Turnschuhe anhatte. 
Die Höhenmeter sind nicht so viel, aber es war an einigen Stellen schon sehr steil, rutschig und ausgetreten. 

Oben angekommen entschädigte der Ausblick aber für die Anstrengung. 
Ein Wanderweg, der zum Teil sogar hinter der Grenze zu Aserbaidschan verläuft (und man immer wieder sowohl Soldaten von Aserbaidschan als auch von Georgien über den Weg läuft) und gen Aserbaidschan fällt der Berg wirklich steil ab, führt dann zu den beeindruckenden Höhlen, die einst von Mönchen als Kloster, Wohnstätten etc. genutzt worden sind. 
Viele der Höhlen sind leider inzwischen stark beschädigt, in manche habe ich mich gar nicht hinein getraut, ebenso die Fresken, die man noch sieht. Wirklich schade, dass das alles nicht besser geschützt wird. 
Insgesamt war Vardzia auch beeindruckender, aber das wird offenbar auch besser geschützt. Hier kann halt jeder, der den Aufstieg geschafft hat, machen, was er will, was man auch immer wieder mit Gekritzel und Gravuren an den Felswänden sieht.

Der Abstieg auf der anderen Seite des Berges war angenehmer, es gab noch vereinzelte steile Stellen, aber es war nicht so schlimm wie auf der Aufstiegsseite. 
Das Lavra Kloster am Fuße des Berges konnte leider nicht besucht werden, weiß nicht, ob generell nicht, aber jedenfalls fanden dort Bauarbeiten statt und bis einen kurzen Blick durch das Tor konnte man nicht mehr sehen. 

Gegen 16:30 war dann auch schon die Rückfahrt angesetzt, wir machten noch einen Zwischenstop in dem Dorf Udabno, wo es mehrere Restaurants für ein Abendessen gab, ich zog es aber vor, nachdem ich mir was zu trinken besorgt hatte, denn obwohl ich am Morgen über zwei Liter Wasser dabei gehabt hatte, neigten sich meine Vorräte dem Ende nah, schaute ich mich in dem Ort um, der doch sehr trostlos wie diverse andere Orte, die ich im Juni durchfahren hatte, wirkte. 

Gegen 19:30 waren wir wieder in Tbilisi, doch statt mich von der Aufregung des Tages zu erholen, machte ich mich noch frisch, um etwas Nachtleben mit zwei neuen Bekanntschaften von der heutigen Tour zu erleben. 

Zuerst war ich bei >> Jazz Cafe Singer, wo es jeden Tag Jazz Live Musik gibt, ein toller Ort, leider machte ich dann den Fehler, um mich in dieser Bar mit den beiden zu treffen.  
So schnell wie ich dort war, war ich auch wieder weg - dumme Sprüche von Einheimischen zu meiner Oberweite o.ä. brauche ich nun wirklich nicht, vor allem, wo die georgischen Männer sich solche Sprüche gegenüber ihren eigenen Frauen wohl so nicht trauen. 
Aber so einen Sexismus gegenüber Touristinnen kann man ja gerne an den Tag legen, oder? Mich wunderte auf einmal auch das Verhalten vom Morgen nicht mehr... Gewisse Berichte zu einer ausgeprägten Machokultur und dieses Angeberverhalten, Gepose usw. wunderten mich ebenfalls nicht mehr.
Verärgert war ich bereits vor Mitternacht wieder im Hotel und hoffte auf einen besseren Tag am nächsten Tag.  

Infos zur Gareji Line auf deren Facebook Seite:  https://www.facebook.com/gareji.line/

Persönliche Empfehlungen: festes Schuhwerk (gefährliche Schlangen gibt es angeblich im Gelände), Sonnencreme und genügend zu trinken mitnehmen.   (man bekommt in dem Shop im Kloster Wasser, aber ehe man wieder unten ist, sind schon gut 2 1/2 Stunden vergangen)
Ich habe einige in Flips Flops und Sandalen am Berg herumlaufen sehen, dass sich da niemand die Knochen gebrochen hat, hat mich überrascht.