Montag, 3. September 2018

Tag 3 - 23. Aug 2018: Dezerter Bazaar, entlang David Agmashenebeli Avenue und Altstadt

Nach einer schlecht geschlafenen Nacht, der vorherige Tag steckte mir noch in den Knochen, wobei wohl mehr im Kopf, ich war immer noch emotional sehr verletzt, machte ich mich recht früh auf dem Weg zur Liberty Square Metro Station.
Ich besorgte mir eine "Metromoney Card" für 2 Lari Kaution am Schalter (die Dame, die mich bediente, sprach sogar sehr gutes Englisch), lud ein paar Lari auf die Karte, eine einzelne Fahrt würde gerade einmal 0,5 Lari kosten, wie die Busfahrt vom Flughafen, und ab ging es mit der Metro bis Station Square nachdem ich erst noch den Anblick der U-Bahnstation genossen hatte, die in rot-weiß daherkam - eine herrliche Station.
Die Metrofahrt war kurz und unspektakulär, ich beobachtete zwar wieder gewisse Verhaltenszüge bei den georgischen Männern, wie ständig die Fingerspitzen am Mund zu haben, als ob ihnen irgendetwas aus dem fallen könnte, oder aus Unsicherheit, Verlegenheit, ich weiß es nicht... und irgendwie kann mir keiner die Frage beantworten, aber nur drei Stationen und wenige Minuten später war ich bereits am Ziel und machte mich erst darauf, den "Dezerter Bazaar" Markt nahe der U-Bahnstation zu erkunden.
Der war zwar nur halb so schön, wie der, den wir im Juni in Kutaisi besucht hatten, aber er war schon erschlagend, weil auch riesig und es war spannend, das Treiben dort zu erleben. 

Ich streifte dann noch ein bisschen durch die Nebenstraßen, passierte das National Stadium, aber eher um zu sehen, wo der Bassiani Nachtclub war, wobei ich mir nicht sicher war, ob ich da überhaupt am Freitag wirklich hin wollte wie ursprünglich angedacht. 

Ich lief dann wieder Richtung Zentrum, um die David Agmashenebeli Avenue zu erkunden. 
Viele der Gebäude sind Mitte/Spätes 19. Jahrhundert entstanden und spiegeln verschiedene Baustile dieses Jahrhunderts aus verschiedenen Regionen Europas wider und im Gegensatz zu vielen Ecken in der Altstadt ist dieser Boulevard in den letzten Jahren fast komplett restauriert worden bzw. einige Gebäude werden gerade wieder restauriert.
Vor allem die Jugendstil Häuser konnten mich begeistern, ich kann das Deutschsein einfach nicht beiseite schieben, die ersten Siedler in diesem Teil Tbilisi sollen wohl auch wesentlich deutsche Einwanderer gewesen sein. 

Der eine Teil zwischen der Marjanishvili Metro Station und der Queen Tamar Avenue ist vor allem von kleinen Läden, einigen Restaurants, mit Fokus auf türkischen Restaurants, zumindest hatte es den Eindruck und einigen Kulturstätten, wie dem Kakhidze Music Center,  geprägt, der andere Teil in Richtung Saarbrücken Square (Saarbrücken ist eine von Tbilisis Partnerstädten) ist im wesentlichen eine Fußgängerzone mit einem Restaurant, Cafe, Bar nach dem anderen, wenn es zu der Zeit, wo ich dort war, noch recht ruhig war und ich keinen richtigen Eindruck bekommen konnte.

Ich machte dann noch einen Abstecher zur >> Fabrika.
Aus einer alten Nähfabrik ist in den letzten Jahren ist ein Zentrum für Kultur, Lifestyle und urbanes Shopping entstanden, das auch ein Hostel beinhaltet.
Es ist ein ausdrucksvoller Ort, ich war begeistert, wie dieser Ort so transformiert worden ist, vor allem die Graffiti an dem Gebäude waren teilweise wunderschön - überhaupt die Street Art in Tbilisi ist ein Erlebnis für sich wie man auf den Fotos hoffentlich immer wieder sehen kann.

Zurück ging es in Hotel, passierte den Dry Bridge Market, wobei ich, weil ich schon seit Stunden unterwegs gewesen war, den erst einmal nicht wirklich besuchte bis auf die paar Verkäufer, die entlang der Hauptstraße ihre Habseligkeiten verkauften und man sich fragen musste, ob es denen wirklich so schlecht geht angesichts der Tatsache, was sie an Dingen verkauften, passierte den Dedaena Park, wo einige Georgier aus kleinen Boxen heraus Secondhand Bücher verkauften, das war ebenfalls schon sehr merkwürdig anzusehen.

Am späten Nachmittag ging es dann noch einmal los, erst bin ich wieder einmal ein bisschen durch die Altstadt gezogen, vor allem die Gegend um den Lado Gudiashvili Square war spannend, denn dort werden gefühlt alle Häuser auf einmal gerade restauriert.
Ich traf dann auf dem Weg Richtung Seilbahn auf eine ältere georgische Dame, die gemerkt hatte, wie ich die Häuser betrachtete, mich erst auf russisch ansprach, ich sie mit ganz großen Augen ansah, um mich dann total süß auf deutsch zu fragen, ob ich aus Deutschland bin, was ich bejahte.
Ich unterhielt mich dann ganz hinreißend mit ihr für einige Minuten und sie schien total glücklich zu sein, dass sie mit jemanden reden konnte. 
Jedenfalls erzählte sie mir in sehr charmanten Deutsch, dem man sicherlich anmerkte, dass sie es schon vor sehr langer Zeit gelernt hatte, sie benutzte Worte, die heute keiner mehr in Deutschland nutzen würde, wie die Altstadt sich in den letzten Jahrzehnten verändert hatte und von den Plänen, was aus ihr werden sollte. Es war total spanned. 
Das sind genau die Dinge, die Individualurlaub ausmacht und die keine Gruppenrundreise einem i.d.R. bieten kann, egal, wie gut sie und der Reiseleiter ist.

An der Seilbahn musste ich erst einmal eine gute halbe Stunde warten, denn ich war eindeutig nicht die einzige, die den Plan gehabt hatte, zum Sonnenuntergang hochzufahren.
Die Fahrt selbst ist ganz nett, nicht unbedingt ein Muss, wie manche Reiseführer sagen, aber für 2 Lari, was man mit der Metromoney Card bezahlen kann bzw. muss, ohne Karte geht es nicht, war es in Ordnung.
Oben angekommen begann dann auch schon der Sonnenuntergang und mit den Wolken, die sich aufgezogen hatten, war die Aussicht schon sehr schön und interessante Gebilde offenbarten sich.

Ich ging dann einen kleinen Pfad unterhalb der Sololaki Street am Hügel entlang, der immer wieder zauberhafte Aussichten über Tbilisis Innen- und Altstadt bot.
Besonders lustig wurde es, als ich auf Höhe meines Hotels war, nicht nur, dass ich in mein Zimmer sehen konnte, auf dem Hügel funktionierte sogar mein WLAN vom Hotel!

Stetig ging der Pfad dann wieder hinab und über die Amaghleba Street, an der sich wieder ein paar entzückende Gebäude befinden, und die Giorgi Leonidze Street machte ich mich langsam wieder auf dem Weg ins Hotel, allerdings mit einem Abstecher in Tbilisis wohl einziges veganes Restaurant, dem >> Kiwi Vegan Cafe in der Ivane Machabeli St.
Das Angebot in dem sind jetzt leider keine veganisierten georgischen Gerichte, aber ich hatte ein sehr leckeres veganes Pastagericht und einen tollen georgischen Wein.

Und damit ließ ich den Tag enden, ich hatte keine Lust auf Nachtleben an dem Tag...









Ich liebe dieses Graffiti!





In Deutschland würde man solche Gebäude sofort räumen!













und immer wieder Schafe...






Der Eingang zu einer Bar - total cool!

Gegenüber der Fabrika


An den Wänden der Fabrika


















absolutes Traumhaus - heute weiß ich, dass es regelmäßig für Filmaufnahmen genutzt wird








Am Saarbrücken Square








Am Lado Gudiashvili Square




auch in diesem Haus leben noch Menschen







Ja, es ist extrem schief...




Mit der Seilbahn hoch zur Festung und zur Mutter Georgien Statue








Ibis Styles Hotel vom Sololaki Hügel- meine Zimmer markiert





wunderschöne bunte Fenster!





Ein veganes Restaurant - das Kiwi Vegan Cafe