Sonntag, 9. September 2018

Tag 7 - 27. Aug 2018: Auf nach Kazbegi oder ein weiteres Zugabenteuer...

Der ursprüngliche Plan war ja gewesen, am Montag nach Tbilisi zurückzufahre, dort eine Nacht zu verbringen, um dann nach Tuschetien zu fahren. 
Mit der abgesagten Tour war der neue Plan, am Dienstagmorgen nach Kazbegi zu fahren, allerdings entschied ich mich am Samstag kurzfristig um, da die Wettervorhersage für Kazbegi für Dienstag und Mittwoch sehr gut aussah, auch wenn ich weiß, dass sich das alles recht kurzfristig in den Bergen ändern kann. 
Also entschied ich mich, das Hotel in Tbilisi zu stornieren und eine Nacht in Kazbegi an die anderen zwei Nächte vorweg zuschieben, was am Ende die perfekte Entscheidung war. 

Statt mit der Marschrutka nach Tbilisi zu fahren, wagte ich es, mit dem Zug zu fahren. 
Ich hatte größtenteils von Touristen nur negative Berichte gelesen, aber abgesehen von der mit fast 4 1/2 Stunden doch sehr langen Fahrzeit im Vergleich zur Straße habe ich die Fahrt schon irgendwie genossen, ein Erlebnis, eine Erfahrung war sie auf jeden Fall. 

Früh musste ich wieder aufstehen, denn der Zug ging bereits um 07:05, immerhin musste ich nur fünf Minuten dieses Mal laufen.

Zehn vor sieben am Zug, wusste ich soviel, dass es einen kleinen Automaten in dem Zug gibt, wo man eine Fahrkarte bekommt. Eingestiegen, Platz gesucht, Automaten entdeckt, meine 2 Lari (noch nicht einmal 70 Cent) eingeworfen, Fahrkarte wurde ausgedruckt. Ich war beeindruckt.

Die Fahrt selbst war dann wieder sehr aufschlussreich, landschaftlich war sie nur die erste Stunde interessant, solange wir durch das Tal fuhren, in dem Borjomi liegt, und ich konnte einer meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen "Menschen beobachten", wobei, da ich eindeutig als Tourist auffiel, auch ich mehr als beobachtet worden bin.
Es gab mindestens zwei Typen, die mich gefühlt fast die ganze Fahrt anstarrten, einer setzte sich sogar bewusst um, um es zu tun. Total irre.
Machen die das absichtlich und ist es ihnen egal, dass es dem Gegenüber auffällt, oder ist ihnen das gar nicht einmal bewusst?
Überhaupt dieses Anstarren, das war mir im Juni und auch auf diesem Trip aufgefallen, dass die Georgier das sehr gerne machen, auch anderen Bloggern ist das aufgefallen und erwähnen es imm wieder auf ihren Seiten, aber während der Zugfahrt war das gefühlt noch extremer. Wieso kann ich nicht verstehen.
Ja, ich beobachte auch die Menschen, aber eher aus dem Augenwinkel, von der Seite, schau auch mal weg, aber hier wird gestarrt und das für gefühlte lange Minuten. Ich kam mir vor wie im Zoo, aber auf der anderen Seite der Scheibe.

Was allerdings interessant zu beobachten war, war das Catering in dem Zug. Immer wieder stiegen vor allem ältere, nein alte Frauen an, die mit Plastiktüten, Taschen, Kartons etc. beladen waren, aus denen sie ihre Produkte anboten, sei es Brot gewesen, Süßigkeiten, Obst, gefühlt, fast alles, was das Herz begehrte.
Eine, die auch fast die ganze Fahrt da war, hatte sogar Thermokannen mit heißem Wasser dabei für Instantkaffee und Tee.
Ein älterer Herr verkaufte sogar Socken neben Lollis. Völlig absurd für mich, aber die Socken war er sogar relativ schnell losgeworden, denn später lief er nur noch mit den Lollis durch den Zug.

Was auch interessant war, war, dass der Schaffner immer von zwei Sicherheitsleuten begleitet worden ist. Ist schon mal was schlimmes passiert, dass das so ist, oder einfach Vorsichtsmaßnahme oder Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme? Diverse Fahrgäste zumindest hatten sich keine Fahrkarte aus dem Automaten geholt und der Schaffner ließ sich dann immer ganz seelenruhig die 2 Lari geben, rannte zu dem Automaten und brachte die Fahrkarte dem Fahrgast - in Deutschland würde kein ZuB das machen, sondern dir entweder eine Strafe aufhalsen im Nahverkehr oder dir die Fahrkarte zum Bordpreis mit entsprechenden Aufschlag verkaufen. Wobei bei 2 Lari Fahrpreis....

Es waren auf jeden sehr erfahrungsreiche knapp 4 1/2 Stunden!

Ich hatte nirgends online einen detaillierten Zugfahrplan gefunden, nur Start- und Endbahnhof mit entsprechenden Zeiten. Da der Zug aber gefühlt an jeder Milchkanne hielt, er über Didube in den Hauptbahnhof von Tbilisi einfahren musste, hoffte ich, dass er auch Didube Station halten würde.

Ich folgte mir auf Google Maps per GPS und kurz bevor Didube kommen sollte, hatte ich meine beiden Rucksäcke griffbereit - und genau, wie ich gehofft hatte, hielt der Zug dort. Cool, somit musste ich nicht wieder mit der Metro die drei Stationen zurück!
Damit begann dann aber das große Raten, wo die Marschrutkas nach Kazbegi abfahren würden. Heute weiß ich es, aber obwohl mir zweimal die Richtung gezeigt wurde, habe ich es nicht gefunden, denn ich habe den weiteren Platz hinter einer Ladenzeile einfach nicht gefunden. So etwas von nervig.
Ich wurde dann aber von dem Fahrer vor dieser Ladenzeile angesprochen, der für 20 statt 10 Lari mit fünf anderen in seinem schicken Auto einen nach Kazbegi fahren würde. Kurz überlegt, das waren noch nicht einmal 7 EUR, Entscheidung war einfach.

Die Fahrt war okay, der Fahrer fuhr zwar wie ein Irrer, aber ich war ja vorgewarnt gewesen und zwei der Mitfahrer entpuppten sich als äußerst sympathisch, davon eine junge Amerikanerin, die seit einem knappen Jahr in Berlin studierte und mir von ihrer Trekkingtour in Swanetien vor einigen Tagen erzählte.
Die knapp 2 1/2 Stunden mit zwei Zwischenstops, da es halt eine Touristenfahrt war, zum einen bei der Ananuri Festung, zum anderen bei dem Monument zur russisch-georgischen Freundschaft, beides zwar ja schon im Juni besichtigt, daher ging ich auch nicht weiter in die Festung rein, das Monument allerdings schon, denn das Wetter, wenn auch bewölkt, war erheblich besser, selbst die Paraglider waren unterwegs, waren schnell vorbei.

Als wir über den Pass waren, wurde das Wetter allerdings immer schlechter, was auch angekündigt war, und kurz vor Kazbegi fing es auch noch leicht an zu nieseln. 

In Kazbegi angekommen, musste ich nur wenige Meter bis zu meinem Hotel, dem >> Porta Caucasia gehen, das erst vor einigen Monaten eröffnet hatte.
Ich wurde sehr freundlich und professionell von der gut englisch sprechenden Rezeptionistin begrüßt, die gesplittete Buchung war überhaupt kein Problem (ich hatte auch dieselbe Zimmerkategorie gebucht) und bekam mein Zimmer - eines im zweiten Stock mit Sicht nach vorne, was bei schönem Wetter Sicht auf den Kazbek hieß. Tja, damit war heute nicht mehr viel, nein, gar nichts, man sah nicht einmal die Gergeti Kirche, aber ich hoffte auf den folgenden Tag.

Das Zimmer selbst war aber auch total schön, picobello sauber, modern eingerichtet, gut ausgestattetes Bad, vor meinem Zimmer war eine Dachterrasse, auf die ich aus meinem fast bodentiefen Fenster treten konnte ohne, dass ich das Zimmer über den Flur verlassen musste.

Ich machte mich frisch und lief dann noch ein bisschen durch den Ort, wanderte zur St. Elias Prophetenkirche auf der anderen Bergseite des Ortes hinauf, von wo man bei schönem Wetter wohl auch einen tollen Blick auf den Kazbek haben soll, nur sah ich außer Wolken, der Kirche und vielen Schafen (inkl einem mit entweder Schluckauf oder Husten, total lustig) nicht viel, als ich dort ankam, wobei die Kirche in dem Dunst zu sehen, auch faszinierend war.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den ganzen Tag fast nichts gegessen hatte und ich suchte mir ein Restaurant, da ich nicht im Hotel essen wollte.
In Kazbegi ist die Auswahl leider nicht so groß und fast alle haben eher schlechte Kritiken. Ich ging dann eins, das zwar auch eher schlechte hatte, aber ich kann mich nicht beschweren - mein georgischer Salat und meine Pilze mit Käse waren gut, ich wurde satt, ja es war nicht günstig günstig, aber die Portionen größer als das, was ich in den zwei anderen Lokalitäten im Ort erlebt hatte.
Zufrieden und gestärkt kehrte ich ins Hotel zurück und freute mich auf den nächsten Tag - mit der Hoffnung, dass der Wetterbericht, der immer noch gutes Wetter ankündigte, wahr sein würde.

Auf dem Weg zum Bahnhof in Borjomi am frühen Morgen




Catering im Zug

Kaffeeklatsch im Zug

Und wieder die typische Haltung...

Auch der Herr rechts hatte die drauf...

Der Bahnhof von Mtskheta hat bestimmt auch schon bessere Zeiten gesehen.

Zhinvali Stausee

Ananuri Festung


Monument der russisch georgischen Freundschaft


Paraglider unterwegs





Es war etwas wolkig in Kazbegi

Was für Lichtspiele

Schafe im Dunst der Wolken


St. Elias Prophetenkirche





Am Ende konnte man die Sonne dann doch noch erahnen.


georgischer Salat - mein Herz geht auf. <3

Das Porta Caucasia von außen

 
das arme Schaf.....